Vince Ebert im Interview

Vince Ebert spielte am 23. Oktober bei uns die Köln-Premiere seines neuen Programms „Evolution„. Anschließend stand er unserem Mann vor Ort, Willi Nickolaus, noch Rede und Antwort:

Herr Ebert, ihr neues Programm heißt „Evolution“. Was hat sie dazu veranlasst, sich diesem Thema abendfüllend zu widmen?
Das Thema „Leben“ beschäftigt uns alle. Um Leben zu erzeugen, braucht man übrigens nur Ammoniak und Methan. Gase, die in jeder öffentlichen Toilette zu finden sind. Wenn man beide zusammenbringt und ein bisschen wartet, entwickelt sich nach einiger Zeit Leben in Form einer ölig-schleimige Substanz. Quasi die Vorform eines Versicherungsvertreters.

War der Schimpanse auf Ihrem neuen Plakat beim Fotoshooting dabei oder ist es eine Bildmontage?
Das war alles echt! Das Fotoshooting mit Sina, einer 13jährigen Schimpansendame, dauerte fünf Stunden. Es war unfassbar zu sehen, wie menschlich so ein Affe ist. Kein Wunder, denn unsere Entwicklungslinien haben sich erst vor 5 Millionen Jahren getrennt. Würde man eine Menschenkette bilden, bei der sich Mutter, Großmutter, Urgroßmutter usw. an den Händen hielten und würde man in München anfangen, dann wären wir in Mannheim bei unserem letzten gemeinsamen Vorfahren angekommen. Und wer schon mal in Mannheim war, weiß, was ich meine.

Wenn man für ein paar Stunden einem Affen so nahe ist – welche menschlichen Züge kann man dabei beobachten?
Sina liebt IPads. Als wir ihr ein IPad-Imitat für das Shooting gaben, machte sie mit ihrem Finger auf dem Screen die klassischen Wischbewegungen und war völlig verwirrt, dass das nicht funktionierte.

Und welche tierischen bei einem selbst?
Ich hätte das Ding wahrscheinlich vor Wut in die Ecke gepfeffert.

Wäre das Zusammenleben untereinander nicht unkomplizierter, wären wir einfach Affen geblieben?
Wenn wir Bonobos wären, auf jeden Fall. Bei denen herrscht kein Beziehungsstress, sondern Polygamie. Deswegen ist Treue für uns Menschen auch so schwierig. Und zwar nicht nur für uns Männer. Frauen betrügen genauso oft. Man hat sogar herausgefunden, dass Frauen am häufigsten an ihren fruchtbaren Tagen fremdgehen. Männer übrigens auch.

Das menschliche Genom und dies des Schimpansen stimmen zu einem Prozentsatz von 99 Prozent überein. Was macht – rein genetisch gesehen – den Unterschied aus?
Forscher vermuten, es sei die Fähigkeit, sich in andere hineinversetzen zu können. „Joint Attention“ nennt man das im Fachjargon. Schon Kleinkinder versuchen ihren Eltern zu zeigen, was sie gerade interessiert. Was manchmal ziemlich nervig sein kann. Schimpansen machen das nicht. Auch Scham oder Verlegenheit ist denen völlig fremd. Okay, den Teilnehmern von Casting Shows auch …

 Machen wir genug aus unserer Überlegenheit?
Wie man’s nimmt. Wir haben immerhin das Rad, die Teflonpfanne und den Bausparvertrag erfunden. Das hat die Welt innerhalb von kürzester Zeit komplett verändert. Ohne die Erfindung der Glühbirne müssten wir heute noch bei Kerzenlicht fernsehen. Andererseits haben wir auch Atomwaffen entwickelt, mit denen wir problemlos alles menschliche Leben auslöschen könnten. Das soll uns ein Schimpanse erst mal nachmachen.

Warum ist das Leben gerade auf unserem Planeten entstanden und nicht auf einem anderen?
Weil auf der Erde optimale Bedingungen für Leben herrschen. Nicht zu warm, nicht zu kalt, freundliches Sonnenlicht, sanft bewässert. Mit einem großen Mond, der die Erdachse stabilisiert und die Rotation verlangsamt. Okay, es gibt auch Wüsten, es gibt Slums, es gibt Ostwestfalen, aber im Grunde existieren hier paradiesische Zustände. Verglichen mit der Konkurrenz: Ein paar Kilometer weiter auf dem Merkur ist es tagsüber 400 Grad heiß, nachts – 170 Grad. Wenn Sie da übers Wochenende wegfahren, was sie da alles an Klamotten einpacken müssen.

Wenn man sich mit dem Universum befasst, dass aus Milliarden von Galaxien besteht. Kommt man sich da selber nicht manchmal unheimlich klein und unbedeutend vor?
Dafür haben wir ja unsere typisch menschliche Selbstüberschätzung. Obwohl das Weltall unfassbar groß ist, glauben viele, das Universum kreist nur um uns. Die Esoterik ist ja ist deswegen so beliebt, weil sie sagt: Du bist etwas ganz Besonderes in diesem Universum. Und die Sternbilder da oben sind nur dazu da, damit du einen coolen Aszendenten hast. Das ist natürlich Quatsch. Als Naturwissenschaftler glaubt man nicht an diesen Hokuspokus. Ich bin überhaupt ein sehr skeptischer Mensch. Das ist ganz typisch für uns Zwillinge.

Astronomen haben gerade die entfernteste Galaxie am irdischen Himmel entdeckt. Reizt es Sie da manchmal nicht, noch einmal unter die Wissenschaftler zu gehen.
Mir macht es am meisten Spaß einem Publikum, das aus Physikprofessoren genauso wie aus Supermarktkassiererinnen besteht, die Faszination Wissenschaft näher zu bringen. Die Bühne ist sozusagen mein Labor. Und dieses Experiment ist jeden Abend hochspannend.

Sie sind studierter Physiker, aber befassen sich in Ihren Programmen mit allen möglichen Wissenschaften. Wirkt es einschüchternd auf Ihre Mitmenschen, dass Sie so viel wissen?
Das Paradoxe daran ist: Als Physiker weiß man am genauesten, wie wenig wir eigentlich wissen: Was war vor dem Urknall? Kann die Zeit rückwärts laufen? Womit schnurren Katzen? Und warum kotzen die immer nur auf den Teppich und nie aufs Parkett?

Sie müssen für Ihre Programme sehr viel recherchieren, Wissen sammeln und auswendig lernen. Wirkt es sehr befreiend, wenn Sie nach Monaten im stillen Kämmerlein, Ihr Wissen mit dem Publikum endlich teilen können?
Auf jeden Fall. Da muss man in der Wissenschaft schon längeren Atem haben. Der diesjährige Nobelpreisträger Peter Higgs, hat den Higgs-Mechanismus, für den er ausgezeichnet wurde, schon 1964 entdeckt. Und jetzt erst erntet er Applaus. So lange muss man als Wissenschaftskabarettist zum Glück nicht warten.

Im Allgemeinen hält man Physiker für eher introvertiert. Waren Ihre ersten Bühnenauftritte eine große Überwindung für Sie?
Ich bin auch heute noch nicht die richtig große Rampensau, sondern versuche eher, in ruhigem Ton meine Gags aufzubauen. Das liegt vermutlich tatsächlich am Fach. Wissen Sie, wie man einen extrovertierten von einem introvertierten Physiker unterscheiden kann? Der extrovertierte guckt beim Sprechen nicht auf seine Schuhe, sondern auf Ihre …

Was macht Ihnen mehr Spaß: Ihr Wissen zu vermitteln oder das Publikum zum Lachen zu bringen?
Wenn beides zusammenkommt, habe ich meinen Job richtig gemacht.

In Ihrer Sendung „Wissen vor 8 – Werkstatt“ stellen Sie sich jedem noch so skurrilen naturwissenschaftlichen Phänomen. Für  ihr neues Buch „Bleiben Sie neugierig!“ haben Sie die spektakulärsten zusammengestellt. Was ist ihr absolutes Lieblingsphänomen aus dem Buch?
Die Frage, ob es sicherer ist, besoffen nach Hause zu fahren oder zu laufen. Das verstörende Ergebnis ist: Wenn ein Betrunkener nach einer Kneipentour nach Hause läuft, besitzt er ein achtmal höheres Risiko, bei einem Unfall ums Leben zu kommen, als wenn er nach Hause gefahren wäre. Deswegen ein heißer Tipp: Fahren Sie nach der nächsten Party lieber mit dem Taxi nach Hause. Aber achten Sie in jeden Fall drauf, dass der Taxifahrer nüchtern ist.

Habt Ihr den Termin von Vince Ebert in Köln verpasst oder seid gar nicht aus Köln? Unter nachfolgendem Link findet Ihr alle weiteren Termine…

http://vince-ebert.de/docs/termine/tourplan.php

Vince Ebert 2

Tag 17

WOW, das war ein würdiger Abschluss! Was für eine Party.
VIELEN DANK an alle Künstler, Veranstalter, Theater, Agenturen, Geschäftspartner und Zuschauer für die letzten großartigen 17 Tage.
Es hat uns riesen Spaß gemacht und wir freuen uns jetzt schon auf das nächste Mal mit euch allen!

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